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Kurioses, Erstaunliches, &Uuml;berraschendes &mdash; was vor 50 Jahren in den &bdquo;Nachrichten aus der Chemie&ldquo; stand, die damals noch &bdquo;Nachrichten aus Chemie und Technik&ldquo; hie&szlig;en.

Vor 50 Jahren

<h2 type="main">Dünnes Papier garantiert Lesespaß</h2>Das erste Juli-Heft der Nachrichten im Jahr 1974 veröffentlichte eine Zuschrift aus einem nicht genannten Land, „in dem das Altpapier so teuer geworden ist, dass Zeitschriften häufig schon auf der Post zur Diebesbeute werden“.Wie viel Gewicht die Papierdicke ausmacht, zeigt ein Vergleich von Nachrichten-Heften: Im Jahr 2014 wog ein 108-Seiten-Heft 242 g, im Jahr 2024 nur 218 g. Und auch, wenn durch dünnes Papier leider oft die Abbildungen der Rückseite durchscheinen, kann dünneres Papier doch Vorteile haben:<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/sJG2iXzvRUyAnfbPNnsw">Im Mai 2024 kostete eine Tonne gemischten sortierten Altpapiers in Deutschland durchschnittlich 120,36 Euro (Fastmarkets Foex, <url href="https://t1p.de/vzmxv"><a href="https://t1p.de/vzmxv" target="_blank">t1p.de/vzmxv</a></url>).Noch mehr Erstaunliches aus den Blauen Blättern von anno dazumal lesen Sie in der GDCh-App: <url href="http://gdch.app/category/vor-50-jahren"><a href="https://gdch.app/category/vor-50-jahren" target="_blank">gdch.app/category/vor-50-jahren</a></url>

Meldung

Dünnes Papier garantiert Lesespaß

Dünnes Papier garantiert LesespaßDas erste Juli-Heft der Nachrichten im Jahr 1974 veröffentlichte eine Zuschrift aus einem nicht genannten Land, „in dem das Altpapier so teuer geworden ist, dass Zeitschriften häufig schon auf der Post zur Diebesbeute werden“.Wie viel Gewicht die Papierdicke ausma...

Henning Hopf ist Organiker, GDCh-Ehrenmitglied und -Altpr&auml;sident und seit Kurzem auch Primo-Levi-Preistr&auml;ger. Wie wenige andere Wissenschaftler hat er stets einen Blick auf das gro&szlig;e Ganze und die gesellschaftliche Aufgabe der Chemie. Ein guter Grund f&uuml;r die Nachrichten, ihn f&uuml;r dieses &bdquo;Schlaglichtheft 75&ldquo; zu befragen, was war, was ist und was in Zukunft sein soll.
Nachrichten aus der Chemie: Herzlichen Gl&uuml;ckwunsch zum Primo-Levi-Preis! Wann kamen Sie eigentlich zum ersten Mal mit Primo Levi in Ber&uuml;hrung?
Henning Hopf: Das war im Jahr 1963. Ich hatte in G&ouml;ttingen mein Vordiplom gemacht und bin dann in die USA gegangen, um an der University of Wisconsin weiter zu studieren. In deren Bookstore lag &bdquo;Ist das ein Mensch?&ldquo;, Primo Levis erstes Buch, in dem er seine Erlebnisse und sein Leiden in Auschwitz schildert. Das habe ich mit gro&szlig;er Ersch&uuml;tterung gelesen. Es beschreibt eindringlich, wie er und seine Mith&auml;ftlinge zuerst ihre Freiheit verlieren und dann ihre Individualit&auml;t und ihre physische Existenz zerst&ouml;rt wird. Er hat Gl&uuml;ck und ist einer der sehr wenigen, die &uuml;berleben. Ich h&auml;tte Primo Levi gerne kennengelernt.
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<figcaption><label>Abb.1: </label>Foto: Andreas Schmitter</figcaption>
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Er starb ja 1987 durch einen Unfall, vielleicht war es ein Suizid, das ist bis heute unklar.
Ja, das w&auml;re kein Einzelfall. Es gibt leider viele Beispiele von Menschen, die die Konzentrationslager &uuml;berlebt haben, sich aber sp&auml;ter das Leben genommen haben. Menschen, die Primo Levi gekannt haben, berichten, dass er ein beeindruckender Mensch gewesen sei, aber auch ein trauriger. Ich habe dann auch seine sp&auml;teren B&uuml;cher gerne gelesen.
Welche sind Ihnen besonders im Ged&auml;chtnis?
&bdquo;Das periodische System&ldquo; ist bis heute, was die Popularisierung der Chemie anbelangt, ein sehr wertvoller Text. Es war damals ein Bestseller und es ist f&uuml;r Chemiker und Nichtchemiker unbedingt empfehlenswert. Der Roman &bdquo;Der Ringschl&uuml;ssel&ldquo; ist eines meiner Lieblingsb&uuml;cher von Primo Levi. Neben der Chemie und der Familie ist das auch mein gro&szlig;es Hobby: sch&ouml;ngeistige Literatur. Ich lese also sehr viel, eigentlich pausenlos.
Hat es Sie nicht gereizt, auch selbst etwas zu schreiben, was &uuml;ber Lehrb&uuml;cher hinausgeht?
Ich bin seit einiger Zeit an der Biografie-Serie &bdquo;Lives in Chemistry &ndash; Lebenswerke in der Chemie&ldquo; im Beirat beteiligt. Da hatten mich die Kollegen gefragt, ob ich nicht eine Autobiografie schreiben will. Ich habe angefangen, es dann aber wegen meiner Krankheit nicht fortgesetzt. Tats&auml;chlich arbeite ich aber noch an einem Kohlenwasserstoffbuch, zusammen mit Michael Sherburn, einem Kollegen aus Australien. Beim Sch&ouml;ngeistigen bleibe ich also bis auf weiteres Rezipient.
Die W&uuml;rdigung f&uuml;r Ihren Primo-Levi-Preis enth&auml;lt eine bemerkenswerte Formulierung. Sie erhielten den Preis unter anderem f&uuml;r Ihre &bdquo;Verdienste um eine bessere Chemie&ldquo;. Was bedeutet das f&uuml;r Sie: eine bessere Chemie?
Es gibt nur zwei wichtige Konzepte in der Chemie: Das eine ist die Energie und das andere ist das Stoffliche, die Materie. Nat&uuml;rlich sind beide miteinander verkn&uuml;pft. Die Chemie ist f&uuml;r mich die Stoffwissenschaft per se. Erstaunlich ist meines Erachtens, dass die chemische Community dies nicht in seiner Ganzheit erfasst und ber&uuml;cksichtigt. Die Chemie hat sich &ndash; und diesen Vorwurf m&uuml;ssen wir uns machen &ndash; nicht gen&uuml;gend Gedanken gemacht.
Inwiefern?
Die Stoffe verschwinden nicht, sie bleiben da oder sie bleiben in umgewandelter Form da. Das Benzin ist weg und das Gas ist verbrannt &ndash; und das CO2 sieht man nicht. Beim Plastik ist es &auml;hnlich &ndash; auch das bleibt ja irgendwo. Es wird immer kleiner und man kann nur hoffen, dass die Partikel nicht so klein werden, dass sie in den eigenen Organismus eingebaut werden. Im besten Fall k&ouml;nnten Bakterien Plastik abbauen oder als Ressource nutzen. An diesem Punkt beginnt das, was ich eine bessere Chemie nenne. Das Energieproblem ist nicht unser wichtigstes Problem; es ist letztlich l&ouml;sbar, weil wir die Sonne haben. Aber das stoffliche Problem ist ernst: Alles, was uns umgibt, stammt aus unseren eigenen, aus den Ressourcen der Erde. Dass man eines Tages Materie importieren kann, daran glaube ich nicht.
Und Sie vermissen, dass das Stoffliche in seiner ganzen Konsequenz nicht gen&uuml;gend bedacht wird?
Nicht gen&uuml;gend &ndash; ganz genau! Viele Leute haben sich Gedanken dar&uuml;ber gemacht, in zyklischen Prozessen Stoffe zur&uuml;ckzugewinnen. Aber es gibt keinen chemischen Prozess mit 100 Prozent Ausbeute, es f&auml;llt also immer irgendetwas an oder etwas, was irgendwie anders gelagert oder untergebracht werden soll. Wie schwierig das ist, sieht man am ungel&ouml;sten Entsorgungsproblem in der Kernenergietechnik. Die zweite stoffliche Frage: Reichen die Ressourcen? Was passiert, wenn alle Menschen weltweit den westlichen Lebensstandard anstreben? Das ist ihr gutes Recht &ndash; aber gleichzeitig ein furchtbarer Gedanke. Das wird nur funktionieren, wenn wir in einen Zirkularprozess eintreten, in dem nichts wegkommt. Dar&uuml;ber m&uuml;ssen Chemiker viel mehr nachdenken, auch die GDCh. Wo bleibt die Fachgruppe &bdquo;Zyklische Chemie&ldquo;? H&ouml;chste Zeit sie einzurichten.
Sie selbst sind schon mal vorangegangen und haben mit drei Kollegen im Jahr 2014 &bdquo;C4S, Chemists for Sustainability&ldquo; gegr&uuml;ndet.
Ja, meine &bdquo;Schreibgruppe&ldquo;, wie ich sie nenne: Alain Krief aus Namur, Goverdhan Mehta aus Indien, Stephen Matlin aus London vom University College. Wo steht die Chemie, in welche Richtung sollte sie sich entwickeln, und wie sollte man mit ethischen Fragen umgehen? Wir haben mittlerweile einige Aufs&auml;tze zu Nachhaltigkeitsthemen in Zeitschriften wie der Angewandten Chemie oder Nature ver&ouml;ffentlicht.
Auch in den Nachrichten aus der Chemie.
Das Sch&ouml;ne ist, dass wir unsere Gruppe erweitern konnten; wir kooptieren mittlerweile weiter Mitglieder wie Vivian Yam von der Hong Kong University.
Der Primo-Levi-Preis soll ja genau solches Engagement auszeichnen: Chemiker und Chemikerinnen, die sich &uuml;ber ihr Fach hinaus in besonderer Weise f&uuml;r humanit&auml;re Ziele einsetzen.
Ja, der Preis unterscheidet sich deutlich von anderen wissenschaftlichen Preisen. Er steckt eine viel gr&ouml;&szlig;eren gesellschaftlichen Rahmen ab.
Bereitet die akademische Wirklichkeit zu wenig darauf vor, sich f&uuml;r gesellschaftliche Themen einzusetzen?
Es ist ein Zeitproblem. Die wissenschaftliche Arbeit steht eindeutig an erster Stelle, man geht in der Arbeit auf. Gesellschaftliches Engagement hat eine politische Ebene und politische T&auml;tigkeit bedeutet Kompromiss, bedeutet: auf andere Leute einzugehen. Die Wissenschaft ist starrer und will Eindeutigkeit &ndash; und merkt vielleicht mehr und mehr, dass es gar keine immer g&uuml;ltigen Antworten auf jedes Problem gibt.
Aber Sie wollten immer Wissenschaftler sein?
Ich glaube, dass der Lebensweg in vielerlei Hinsicht stark von Zuf&auml;llen gepr&auml;gt wird. Ich habe es nicht durchgeplant, in die Kohlenwasserstoffchemie zu gehen. Es gab vielf&auml;ltige Einfl&uuml;sse, Mentoren, ich lernte bestimmte Dinge kennen, las hier und dort ein Lehrbuch und fragte mich manchmal: Wieso ist das eigentlich so &ndash; da m&ouml;chte ich doch gerne mal in die Details reingucken. Die Kohlenwasserstoffchemie hatte in den 1960er-, 1970er-Jahren eine Hochphase, sie war h&auml;ufig eine Chemie polyzyklischer Verbindungen und hat dann den Gipfel erreicht mit C60. Aber C60 ist kein Kohlenwasserstoff, sondern ein Kohlenstoff. &Auml;sthetische Gr&uuml;nde spielten f&uuml;r mich auch eine Rolle. Es sind einfach sch&ouml;ne Molek&uuml;le, die man da bauen kann.
Als Anorganiker h&auml;tten Sie doch bestimmt andere sch&ouml;ne Sachen entdeckt?
Im R&uuml;ckblick ist es erstaunlich, woran es manchmal h&auml;ngt, welchen Weg man einschl&auml;gt. Ich ging damals in G&ouml;ttingen auch deshalb in die Organik, weil am Institut von Wolfgang L&uuml;ttke ein menschlicher Tonfall herrschte. Man ging freundlich miteinander um. Das war nicht unbedingt typisch f&uuml;r die Zeit &ndash; die Autorit&auml;tsgl&auml;ubigkeit war viel st&auml;rker ausgepr&auml;gt als heute, und viele Professoren hatten das Selbstverst&auml;ndnis, in ihren Instituten die Gr&ouml;&szlig;ten zu sein und f&uuml;hrten sich dementsprechend auf.
Ist das nur ein Thema der Vergangenheit? Der Wissenschaftsbetrieb mit seinen vielschichtigen und h&auml;ufig asymmetrischen Netzwerk- und Mentorenverh&auml;ltnissen macht es ja immer noch schwachen Charakteren leicht, Abh&auml;ngigkeitsverh&auml;ltnisse zu missbrauchen, siehe Me-Too-Diskussion.
Das verfolge ich insofern, als es nat&uuml;rlich etwas zu tun hat mit der gesellschaftlich noch wichtigeren Frage: n&auml;mlich des Patriarchats. Wenn ich zur&uuml;ckdenke, wie die Rollenverteilung war, als ich gro&szlig; geworden bin: Selbstverst&auml;ndlich hat der Vater gearbeitet, also das Geld verdient und den Lebensunterhalt der Familie gesichert &ndash; aber die gesamte andere Arbeit vom Einkaufen &uuml;ber das Kochen, bis zum Reparieren, Kn&ouml;pfe ann&auml;hen und so weiter hat alles die Frau gemacht. Das zog sich durch die gesamte Gesellschaft: In meinem gesamten Studium hatte ich eine einzige Kommilitonin, die im gleichen Praktikumssaal arbeitete. Aber es gibt keine rationale Erkl&auml;rung, dass diese Geschlechterverteilung so sein musste &ndash; au&szlig;er eben durch angestammte Machtpositionen, welche die M&auml;nner hatten.
Ein eigenartiger Zufall: 1963 &ndash; das Jahr, in dem Sie erstmals ein Buch von Primo Levi lasen &ndash; war auch das Jahr, in dem Sie in die GDCh eingetreten sind?
Ja, kurz bevor ich in die USA gegangen bin. Damals musste man zu zwei Hochschullehrern gehen und die mussten f&uuml;r einen b&uuml;rgen. Das fand ich damals schon recht beeindruckend, es betonte den Zunftgedanken. Es war kein Ritterschlag, aber man war immerhin in einer respektablen Gesellschaft, eben der Gesellschaft Deutscher Chemiker.
Und dort waren Sie dann immer treues Mitglied?
Ich habe das Geschehen in der GDCh immer sehr eng verfolgt, auch dadurch, dass ich sp&auml;ter im Vorstand und Pr&auml;sident war. Wenn ich f&uuml;r mich selbst Meilensteine in der GDCh-Entwicklung setzen m&uuml;sste, dann w&uuml;rde ich sagen: Jungchemikerforum, die jungen Leute wurden geh&ouml;rt. Der AK Chancengleichheit in der Chemie war vor 25 Jahren auch etwas v&ouml;llig Neues. Und vielleicht am wichtigsten: die Rolle der GDCh bei der Etablierung der europ&auml;ischen Zeitschriften. Ich hatte das Gl&uuml;ck, damals mit der GDCh zusammen eine wichtige Rolle spielen zu d&uuml;rfen. Wir haben uns mit den Franzosen getroffen, mit den Polen, mit den Holl&auml;ndern, den Italienern und haben &Uuml;berzeugungsarbeit geleistet, die einzelnen nationalen Journale zugunsten einer europ&auml;ischen Zeitschrift aufzugeben. Die einzigen, die wir nicht &uuml;berzeugen konnten, waren die Skandinavier, die Acta Chemica Scandinavica ging zur Royal Society r&uuml;ber.
Es gab erheblichen Widerstand, die nationalen Journals aufzugeben.
Ja, insbesondere die Aufgabe der nationalen Sprache war ein Politikum. Ich habe Briefe mit teilweise v&ouml;llig abstrusen Inhalten bekommen. Einer schrieb mir, mit der Einf&uuml;hrung des Englischen zerst&ouml;rten wir die Sprache Goethes. Was soll man dazu sagen? Was wir aber gut ausr&auml;umen konnten, war der Verdacht, dass die GDCh mit ihrem Verlag VCH sich die anderen Journale einverleiben wollte. Das war nicht so, der ganze Prozess verlief gleichberechtigt und war keinesfalls von uns Deutschen dominiert. Die Wahrheit war in den 1990ern aber: Die zersplitterten europ&auml;ischen Zeitschriften drohten, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, die Abonnentenzahlen sanken dramatisch und Autoren schickten ihre Manuskripte eben nicht zu den Chemischen Berichten oder zu anderen nationalen europ&auml;ischen Zeitschriften, sondern an JACS.
Auch in der GDCh haben Sie in den 2000er-Jahren Kontroversen aushalten m&uuml;ssen, etwa bei der Aufarbeitung der Geschichte der GDCh und ihrer Preisnamensgeber.
Da gab es erhebliche Widerst&auml;nde, und es sind auch Mitglieder ausgetreten, die ich pers&ouml;nlich gesch&auml;tzt habe. Besonders entz&uuml;ndete sich die Debatte bei der Kuhn-Medaille. Wir hatten im GDCh-Vorstand entschieden, diesen Preis nicht mehr zu verleihen. Richard Kuhn war im &bdquo;Dritten Reich&ldquo; ein Opportunist gewesen. Zur erzwungenen Ablehnung des Nobelpreises 1938 etwa schrieb er: Des F&uuml;hrers Wille ist unser Glaube. Das hat er freiwillig geschrieben; Butenandt hat das ein Jahr sp&auml;ter nicht gemacht. Das schm&auml;lert nicht Kuhns wissenschaftliche Leistungen, aber die GDCh sollte keinen hochrangigen Preis mit seinem Namen verleihen.
Unter Ihrer Pr&auml;sidentschaft begann die GDCh, sich mit den Verstrickungen der GDCh-Vorl&auml;uferorganisationen in das NS-Regime auseinanderzusetzen.
Diese Aufarbeitung war notwendig. Wir haben vor 20 Jahren auch &uuml;ber Alfred Stock geredet, nach dem die GDCh ebenfalls einen Preis benannt hatte. Aus Stocks Korrespondenz l&auml;sst sich belegen, dass er ein Oberrassist war, als Preisnamensgeber war er eigentlich noch viel weniger geeignet als der &bdquo;Nur-Opportunist&ldquo; Kuhn. Durch die erheblichen Widerst&auml;nde und den vielen &Auml;rger hat es aber nicht geklappt, auch diesen Preis auszusetzen. Erst seit vorletztem Jahr tr&auml;gt der GDCh-Anorganik-Preis nun einen neuen Namen.
Bei all dem &Auml;rger: Hatten Sie nie einen Moment, in dem Sie gedacht haben, da drau&szlig;en gibt es doch so viele sch&ouml;ne Kohlenwasserstoffe zu erforschen, lasst mich doch in Ruhe mit eurem GDCh-Laden?
Nein, &uuml;berhaupt nicht. Die GDCh war mir daf&uuml;r zu wichtig. Man kann sich ja fragen: Braucht es sowas wie eine nationale Chemie-Community &uuml;berhaupt? Meine Antwort ist ein klares Ja. Selbstverst&auml;ndlich sind internationale Kooperation und Austausch wichtig, und das haben wir ja auch, etwa mit den CS3-Meetings. Aber die engste Kommunikation findet mit den Leuten statt, die mir am n&auml;chsten sind, und das sind die aus dem Land, in dem ich lebe und dessen Strukturen ich kenne. &Uuml;ber meine Kollegen will ich gerne etwas erfahren und deshalb z&auml;hlen &uuml;brigens die Nachrichten aus der Chemie, die Blauen Bl&auml;tter, nach wie vor zu meiner bevorzugten Lekt&uuml;re.
Was w&uuml;nschen Sie der GDCh?
Die GDCh soll neugierig bleiben, kritisch und selbstkritisch. Wir sollten Aufkl&auml;rungsarbeit im besten Sinne leisten. Es geht nicht um Klatsch und Tratsch, sondern darum, dass man was Vern&uuml;nftiges macht. Der Ort daf&uuml;r sind die Fachgruppen und es ist wichtig, dass sich stetig neue Fachgruppen bilden. Die GDCh war Neuem gegen&uuml;ber immer aufgeschlossen, das war fr&uuml;her schon so, etwa beim AK Chancengleichheit vor 25 Jahren. Das sich stetige &Auml;ndern ist eine gute Sache, da kann man nur sagen: Herzlichen Gl&uuml;ckwunsch! F&uuml;r die Vergangenheit ohnehin, aber auch f&uuml;r die Zukunft. W
<h2 type="main">Zur Person: Henning Hopf</h2>
Henning Hopf (Jahrgang 1940) studierte Chemie an der Universit&auml;t G&ouml;ttingen und an der University of Wisconsin, Madison. Nach der Promotion in den USA kehrte er zur Habilitation nach Deutschland zur&uuml;ck, zun&auml;chst an die Universit&auml;t Marburg, danach an die Universit&auml;t Karlsruhe. Nach einer Professur an der Universit&auml;t W&uuml;rzburg erhielt Hopf 1978 einen Ruf an die Technische Universit&auml;t Braunschweig, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 lehrte. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen z&auml;hlt etwa die Adolf-von-Baeyer-Denkm&uuml;nze der GDCh im Jahr 1996.<img alt="image" src="https://media.graphassets.com/AuDi37pPR9SiDkv7uA4A">Nachrichten-Chefredakteur Christian Remenyi besuchte Henning Hopf an seiner wissenschaftlichen Wirkungsst&auml;tte in Braunschweig, &bdquo;meinem Museum&ldquo; wie Hopf ironisch meinte.

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