<p>Die <a href="https://www.goech.at/" target="_blank" rel="noopener">&Ouml;sterreichische Chemische Gesellschaft (G&Ouml;CH)</a> ist ein 1897 gegr&uuml;ndeter Verein, der seit &uuml;ber 100 Jahren die Chemie in &Ouml;sterreich und somit die Interessen von &ouml;sterreichischen Chemikerinnen und Chemikern vertritt. </p>

GÖCH

<p>Wenn heuer im September zum 20. Mal die Chemietage der &Ouml;sterreichischen Chemischen Gesellschaft an der TU Graz beginnen, dann ist Graz Spitzenreiter bei den Austragungsorten. Ganze sechs Chemietage wurden an unterschiedlichen St&auml;tten in der steirischen Landeshauptstadt gez&auml;hlt. Wien kann f&uuml;nf Termine f&uuml;r sich verbuchen, gefolgt von Linz mit vier Chemietagen.</p>
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<figcaption><label>Abb.1: </label>Die 20. Chemietage finden im September an der TU Graz statt. Foto: Walter Schneider</figcaption>
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<figcaption><label>Abb.2: </label>Tourkalender der Chemietage. Foto: G&Ouml;CH / Petra Singer</figcaption>
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<h2 type="main">Entstehung der Chemietage</h2>
<p>Aus den fr&uuml;hen Jahren gibt es leider nur mehr wenige schriftliche Dokumentationen; einige Notizen und Ank&uuml;ndigungen konnten wir in den Archiven der G&Ouml;CH, insbesondere der Chemie-Zeitschrift finden. Viele Informationen und Erkl&auml;rungen, wie die Organisation erfolgte, k&ouml;nnen nur mehr aus anekdotischen Erz&auml;hlungen rekonstruiert werden. Es steht jedenfalls fest, dass 1975 die Z&auml;hlung der Veranstaltungen neu begonnen hat. Davor gab es sehr wohl wiederkehrende Veranstaltungen, die G&Ouml;CH-Tage waren den Chemietagen als Zusammenkunft und Plattform f&uuml;r einen wissenschaftlichen Austausch in der Struktur nicht un&auml;hnlich. Dabei wurden insbesondere die ersten Jahre der Chemietage durch Akteure in Graz gepr&auml;gt. Nach dem ersten Chemietag (Einzahl sic!) im Jahr 1975 in Wien folgten weitere mehrt&auml;gige Treffen der heimischen Chemie-Community in Graz. Das war insbesondere dem Engagement von Prof. Herfried Griengl zu verdanken, der sich intensiv um die Vorbereitungen k&uuml;mmerte. In den 1970er-Jahren kann man anhand der Berichte und Ank&uuml;ndigungen herauslesen, dass meist andere thematisch verwandte Gruppierungen, etwa die Labortechnologie LAVAC gemeinsam mit den Chemietagen abgehalten wurden.</p>
<h2 type="main">Neuauflage im Millennium</h2>
<p>Ab dem Jahr 2000 und den damals 9. Chemietagen in Innsbruck, kam es nach mehrj&auml;hriger Pause zu einer Wiederaufnahme und einer zentralen Organisation durch die Gesch&auml;ftsstelle der G&Ouml;CH. Die Veranstaltung startete mit einigen Ungewissheiten, doch im Lauf der Jahre wuchs die Teilnehmerzahl kontinuierlich. Bereits 2002 bei den 10. Chemietagen in Linz wurden neben eingeladenen Vortr&auml;gen auch Kurzvortr&auml;ge und Posterpr&auml;sentationen angeboten, wobei die Beitr&auml;ge &uuml;ber eine neue Website eingereicht wurden. Die nun seit ein paar Jahren im Ruhestand befindliche Sekretariatsleiterin Gabriela Ebner hat ab der Neuauflage im Jahr 2000 eine sehr umfassende Dokumentation ihrer T&auml;tigkeit angelegt, wir haben uns erlaubt, dennoch zu einigen Punkten nachzufragen [Interview diese Nachrichten auf S. 88].</p>
<h2 type="main">Internationale Ausrichtung</h2>
<p>Ein wichtiger Meilenstein war das Jahr 2007. Auf Anregung des G&Ouml;CH-Pr&auml;sidenten DDr. Haio Harms wurden die Chemietage 2007 in Klagenfurt das erste Mal als Joint Meeting gemeinsam mit der Slowenischen Chemischen Gesellschaft abgehalten. Der damalige Pr&auml;sident der Partnergesellschaft war Prof. Dr. Venceslav Kaucic. Ebenso wurde beschlossen, dass die Konferenzsprache auf Englisch umgestellt wird. Der Grund daf&uuml;r war, dass einerseits befreundete nicht deutschsprachige Gesellschaften so ohne Sprachbarriere an den Chemietagen teilnehmen, und andererseits viele Jungakademiker:innen oft das erste Mal in englischer Sprache ihre Vortr&auml;ge und Poster pr&auml;sentieren konnten. Die Forschungst&auml;tigkeit unter Verwendung einer Fremdsprache auszu&uuml;ben, wie wir das heute von allen Labors und Forschungseinrichtungen kennen, war noch nicht &uuml;berall etabliert.</p>
<h2 type="main">Junge Chemie</h2>
<p>Da die Chemietage auch der Vernetzung von Early-Stage-Researchers mit den etablierten Kolleginnen und Kollegen dienen sollten, ist es wenig verwunderlich, dass die Chemietage auch immer ein Kristallisationspunkt f&uuml;r eigene Aktivit&auml;ten und strukturierte Zusammenk&uuml;nfte darstellten. Ab 2009 waren regelm&auml;&szlig;ig spezielle Programmpunkte f&uuml;r Jungchemikerinnen und Jungchemiker auf der Tagesordnung zu finden. Zum Beispiel organisierte die zun&auml;chst als myG&Ouml;CH auftretende Gruppierung bereits 2011 im Rahmen des Chemistry-after-University-Minisymposiums eine Diskussionsrunde zwischen angehenden und bereits etablierten Chemiker:innen. Mit den sehr aktiven Studierenden in Innsbruck und myG&Ouml;CH entstand in weiterer Folge die heutige Junge Chemie in der G&Ouml;CH. Die Ausrichtung auf F&ouml;rderungen junger Forschender setzte sich in den folgenden Jahren fort. Beispielsweise wurde bei den Chemietagen 2013 in Graz ein spezielles Forum eingef&uuml;hrt, das Diskussionen und Workshops zur Karriereplanung und beruflichen Entwicklung bot.</p>
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<figcaption><label>Abb.3: </label>Gute Stimmung bei der Postersession 2022. Foto: G&Ouml;CH</figcaption>
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<h2 type="main">Eine (fast) zweij&auml;hrige Veranstaltung</h2>
<p>Ab dem Jahr 2000 waren die Chemietage als regelm&auml;&szlig;ige alle zwei Jahre stattfindende Konferenz geplant. Nur zweimal musste der Rhythmus unterbrochen werden. Die erste Umstellung erfolgte zwischen 2002 und 2005, da man feststellen musste, dass die Vorl&auml;ufer-Organisation der EuChemS &ndash; FECS, gleichzeitig ihre Jahrestagung abhielt und anzunehmen war, dass demnach viele potenzielle Teilnehmer nicht kommen k&ouml;nnten. Daher ist die G&Ouml;CH auf das Folgejahr ausgewichen und konnte so die Teilnahme f&uuml;r mehr Personen erm&ouml;glichen.</p>
<p>Die zweite Unregelm&auml;&szlig;igkeit war durch die Pandemie bedingt. Da im Jahr 2021 eine Gro&szlig;veranstaltung nicht m&ouml;glich gewesen w&auml;re, wurde um ein Jahr verschoben. Die Unsicherheiten, ob im September 2022 noch Einschr&auml;nkungen zu erwarten waren, musste man in Kauf nehmen, gl&uuml;cklicherweise war eine problemlose Umsetzung m&ouml;glich. Die Alternative einer Online-Veranstaltung wurde rasch verworfen, da neben dem wissenschaftlichen Diskurs der Chemietage der pers&ouml;nliche Austausch und Vernetzung als wesentlicher Bestandteil im Vordergrund steht.</p>
<h2 type="main">Was erwartet uns 2024?</h2>
<p>Unter dem Generalmotto &bdquo;Biobased Chemistry and Technology&ldquo; werden Vortr&auml;ge, Workshops, Podiumsdiskussionen, Posterpr&auml;sentationen und Exkursionen mit Experten aus Industrie und Forschung angeboten. Traditionell stellt aber das Motto der Chemietage keine Einschr&auml;nkung der thematischen Breite dar. Wir erwarten in den parallelen Sessions Beitr&auml;ge aus allen Bereichen der Chemie und auch die sechs Plenary Speakers spannen &ndash; allen voran Nobelpreistr&auml;ger Ben Feringa &ndash; einen weiten inhaltlichen Bogen.</p>
<p>Am ersten Tag findet ab 17:00 Uhr die G&Ouml;CH Generalversammlung statt, bei der zahlreiche Preise und Ehrungen vergeben werden. Die Minisymposien der Arbeitsgruppen finden im unmittelbaren Anschluss der Chemietage am Nachmittag des letzten Tages statt.</p>
<p>Wir freuen uns, Sie bei den 20. Chemietagen in Graz begr&uuml;&szlig;en zu d&uuml;rfen:</p>
<p>Chemietage 2024 von 23. bis 25. September 2024 an der TU Graz, Petersgasse 16</p>
<p>Anmeldung zur Teilnahme ist bis Mitte September online m&ouml;glich. Alle Infos zu Registrierung, Programm und Venue finden Sie unter <a href="https://www.chemietage.at" target="_blank" rel="noopener">www.chemietage.at</a></p>
<p>Walter Schneider</p>
<p>Recherche durch das Team der Gesch&auml;ftsstelle; Historische Dokumentation Gabriela Ebner</p>

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20. Chemietage der GÖCH – eine Zeitreise

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<p>Die pensionierte GÖCH-Sekretariatsleiterin und Ehrenmitglied Gabriela Ebner erzählt über den Werdegang der Chemietage und gewährt einen Blick hinter die Kulissen des Vereins. Gabriela Ebner war bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2020 weit über 20 Jahre in der Geschäftsstelle tätig und für viele Jahre mit der Organisation der Chemietage betraut.</p><p>GÖCH: Gabriela Ebner, Sie haben jahrelang als Sekretariatsleiterin in der GÖCH die Chemietage organisiert und ein sehr großes Wissen zur Veranstaltung. 1975 haben ja die ersten Chemietage stattgefunden, wie ist es dann aber weitergegangen?</p><p>Gabriela <link href="#nadc20244144963-fig-0001">Ebner: Die frühen Chemietage in Graz standen immer unter der Ägide von Professor Griengl, der sich auch immens dafür engagiert hat. Jahre später haben mich Leute noch darauf angesprochen, wie schön die Chemietage damals waren. Nachdem er sich offensichtlich sehr viel Arbeit angetan hat, war es ihm irgendwann zu viel und es wurde für einige Jahre stillgelegt.</p><figure xml:id="nadc20244144963-fig-0001"><figure><img alt="image" src="https://media.graphassets.com/ueZDARKPRwaUWi3NsBiT"><figcaption><label>Abb.1: </label>Gabriela Ebner im Gespräch mit Walter Schneider. Foto: GÖCH/Bernhard Hofer</figcaption></figure></figure><p>Ab 2000 gab es unter Präsident Bernhard Kräuter wieder zentral von der GÖCH organisierte Chemietage im zweijährigen Rhythmus. Nur zwischen 2002 und 2005 gab es drei Jahre Abstand. Wie kam es dazu?</p><p>Die damalige FECS, die heutige EuChemS, hatte zu diesem Zeitpunkt ihre Hauptversammlung und da alle wesentlichen Personen, die wir zu den Chemietagen eingeladen hätten, 2004 nicht gekommen wären, mussten wir auf 2005 ausweichen.</p><p>Wurde die internationale Ausrichtung somit ab 2007 besonders wichtig?</p><p>Ja, denn unter der Präsidentschaft von Haio Harms wurden Partnergesellschaften eingeladen, um an den österreichischen Chemietagen teilzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Chemietage auch in Englisch abgehalten, was einerseits der vermehrten Teilnahme befreundeter ausländischer Gesellschaften diente, andererseits konnten junge Studierende in einer angenehmen Atmosphäre nun ihre Vorträge auf Englisch präsentieren. Etwa 2007 gab es dann auch eine weitere wichtige Neuerung. Die Arbeitsgruppe Junge Chemie, die damals noch myGÖCH und später dann Jungchemiker hieß, hat sich formiert.</p><p>Die Junge Chemie ist heute auch nicht mehr wegzudenken. Welche Programmelemente haben die Studierenden damals schon eingebracht?</p><p>Hannes Schleifer war der erste, der die damalige Junge Chemie im Jahr 2005 gebildet hat. Mit einer Gruppe junger Leute aus Innsbruck haben sie bei den Chemietagen 2007 erstmalig den „Convival Evening“ ausgerichtet. Dieser Abend war für jene gedacht, die am letzten Tag eine Exkursion gebucht hatten. Somit war sichergestellt, dass auch dieser Abend in kollegialer Atmosphäre einen schönen Abschluss bildet.</p><p>Die Unterbringung der vielen Studierenden war ja nicht immer ganz einfach. An welche Anekdoten können Sie sich erinnern?</p><p>Die für mich schönste Geschichte war im Jahr 2000, bei der Wiederaufnahme der Chemietage nach langer Pause. Wir hatten damals alle studentischen GÖCH-Mitglieder zentral in einer Innsbrucker Jugendherberge kostenlos untergebracht, was im Wesentlichen auch gut funktionierte. Bis um 18 Uhr eine Gruppe von rund 90 jungen Menschen mit hochroten Köpfen auf mich zustürmte. Die nach Geschlechtern getrennten Ebenen und die Hausschuhpflicht wurden zwar beklagt, aber es gab ein größeres Problem. Die vielen Leute bekamen nur einen einzigen Schlüssel für die Haustüre, die – egal was passiert – um 22 Uhr versperrt wird. Am frühen Abend war es schon nicht mehr einfach, jemanden von der Herberge ans Telefon zu bekommen.</p><p>Wir haben das Problem auf die Tiroler Art und Weise gelöst. Der ab 22 Uhr geschlossene Haupteingang wurde einfach mit einem großen Plakat geschmückt: „Nebeneingangstüre ist geöffnet!“. Somit waren alle glücklich und zufrieden.</p><p>Eine pragmatische Lösung! Schön, dass auch die Herausforderungen der Chemietage in guter Erinnerung geblieben sind. Herzlichen Dank für das Gespräch und für Ihr jahrelanges Engagement bei den Chemietagen.</p><p>Das Interview führte Walter Schneider, die Technik betreute Bernhard Hofer</p>

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Entstehung der Chemietage

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